DGB Bericht 2022

 

Foto: Hartmut Kreutz'

 

 

Foto: Hartmut Kreutz'

DGB Bericht 2022

Eintauchen in die Welt der Gewerkschaftler am bayerischen Untermain nach 1945

 

Vor zwei Jahren gab es in Aschaffenburg ein Jubiläum zu feiern: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) blickte seit seiner Neugründung im Jahr 1945 auf eine 75-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Am 25. Juni 2022, zwei Jahre nach pandemiebedingtem Aufschieben, konnte die Festveranstaltung in der Stadthalle Aschaffenburgs stattfinden!

 

Fünf Zehnklässlerinnen des  Maria-Ward-Gymnasiums  tauchten auf Einladung von Björn Wortmann, DGB Kreisverbandsvorsitzender Aschaffenburg-Miltenberg und Regionssekretär DGB Unterfranken, in die Welt der Gewerkschaftler nach 1945 ein, um Impulse aus der Zeit in die Gegenwart zu den rund 200 geladenen Gästen zu holen und über das Wirken der Gründungsväter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) Aschaffenburg  zu informieren.

 

Jede Schülerin wählte dafür einen Vertreter, darunter die drei Aschaffenburger Gewerkschafter Bernhard Junker, Hugo Karpf und Eugen Ostheimer, die gleich nach Kriegsende ein Treffen organisierten, um die Grundlagen zu legen, die wenig später die Gründung des ersten ADGB in Bayern möglich machte. Nach ersten Schülerrecherchen über die Entstehungszeit gesellten sich mit Jean Stock und Kurt Frenzel zwei weitere, bemerkenswerte Biographien hinzu, die zeigten, was es bedeutet, Gewerkschaftler in Aschaffenburg zu sein.

 

Sigourney Hilkert betonte in ihrer Vorstellung von Jean Stock die Bedeutung von freien Medien für eine Demokratie, in dem sie unter anderem erläuterte, wie der Buchdrucker als Mitbegründer und Herausgeber am 24. November 1945 die erste Ausgabe des uns allen bekannten „Main Echos“ veröffentlichte und damit wieder eine freie Berichterstattung möglich machte.

 

Anschließend wurde im Vortrag über das Wirken Hugo Karpfs  die Idee der Solidargemeinschaft erklärt: Gemeinsam mit dem Sozialdemokraten Jean Stock gründete Karpf beispielsweise schon vor 1945 einen oppositionellen Freundeskreis, der den von Nationalsozialisten bedrängten Bürgern in Aschaffenburg Hilfe und Zuflucht bot. Sein engagierter Einsatz bereicherte nach 1945 nicht nur die Gewerkschaftslandschaft, sondern auch die städtische Politik Aschaffenburgs. Ferdinand Karpf, Sohn von Hugo Karpf und geladener Gast der Festveranstaltung, beantwortete nach den Vorträgen Fragen, die den Schülerinnen bei der Beschäftigung mit „ihren“ Gewerkschaftlern aufkamen.

 

Alissa Ullmann stellte dem Publikum Bernhard Junker vor. Welcher Aschaffenburger kennt es nämlich nicht: das Bernhard-Junker-Haus? Neben seinen gewerkschaftlichen Leistungen setzte sich Junker in der Kommunalpolitik als langjähriger Stadtrat und Bürgermeister ein und war in vielen Ehrenämtern aktiv, vor allem bei der Aschaffenburger Arbeiterwohlfahrt (AWO). Das in Aschaffenburg 1986 eröffnete Seniorenheim der AWO trägt zur Würdigung seines Engagements daher seinen Namen.

 

Victoria Yilmaz bewies in ihrer Darstellung zu Kurt Frenzel, dass es gesellschaftlichen Einsatz in vielen Bereichen bedarf, um viel zu bewirken. Frenzel war u. a. Vorsitzender des DGB, Stadtrat für die SPD, Bürgermeister und Vorsitzender der AWO und setzte sich mit der Gründung der Aschaffenburger Volkshochschule für die Interessen und Belange der Aschaffenburger Bürger ein: Er erhielt zu Recht 1985 die Ehrenbürgerschaft der Stadt!

 

Svenja Kessel schloss die Vortragsrunde mit ihrem Beitrag zu  dem Mömlinger Eugen Ostheimer ab, der - wie viele Gewerkschaftler und SPD-Funktionäre - für seinen Einsatz vor 1945 sogar im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war. Sein Wille, sich politisch für seine Mitmenschen einzusetzen, wurde nur gestärkt und so beteiligte sich Ostheimer nach 1945 u. a. an der Wiedergründung der SPD am 7. Oktober 1945 und als Stadtrat in der Kommunalpolitik.

 

Von Aufregung und gespannter Erwartung vorher zur Erleichterung und Freude nachher: Alle fünf Schülerinnen sind stolz auf ihre aktive Teilnahme an der Veranstaltung. Und eine Schülerin resümiert: „Nach der Beschäftigung mit solch vielseitig engagierten Menschen und nach einem Vortrag vor einem wirklich interessierten Publikum, das uns viel positives Feedback gegeben hat, will man einfach weitermachen!“

 

Ellen Banhold

Fotos: Hartmut Kreutz

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